DNA-Analyse-Kampagne hilft bei der Identifizierung von jesidischen Opfern des Völkermords
Vom 7. bis 16. Juni 2025 führte eine irakische Forensikdelegation, bestehend aus Expertinnen und Experten der Abteilung für Rechtsmedizin und der Direktion für Schutz und Angelegenheiten von Massengräbern, eine groß angelegte Kampagne zur Entnahme von DNA-Referenzproben in Deutschland durch. Die Initiative wurde in Zusammenarbeit mit Nadia’s Initiative und der International Commission on Missing Persons (ICMP) organisiert, um die laufende Identifizierung der Opfer des Völkermords an den Jesidinnen und Jesiden voranzutreiben.
Diese Kampagne richtete sich an in Deutschland lebende jesidische Familien, die nicht in den Irak reisen können, um DNA-Referenzproben abzugeben. Durch die direkte Einbindung der irakischen Vertreterinnen und Vertreter in die Diaspora-Gemeinschaft sollte die nationale Gen-Datenbank erweitert und die Identifizierung der aus Massengräbern in Sindschar exhumierten Leichen beschleunigt werden. Dort wurden bislang mehr als 80 Gräber ausgehoben, doch nur etwa 400 Opfer konnten bislang identifiziert werden.
Die umfassende Kampagne zur Entnahme von Blutproben erzielte äußerst ermutigende Ergebnisse, die voraussichtlich einen nachhaltigen Beitrag zu den laufenden forensischen Identifizierungsbemühungen im Irak und im Ausland leisten werden. Im Laufe der Kampagne gelang es dem nationalen Team, 304 Blutproben von jesidischen Familien zu entnehmen. Dieser Erfolg bedeutet eine erhebliche Erweiterung der nationalen Gen-Datenbank und verbessert die Möglichkeiten zum Abgleich der gesammelten DNA mit den weiterhin aus Massengräbern geborgenen Verstorbenen erheblich. Durch die deutliche Vergrößerung dieses Pools an Referenzproben wird das Tempo beschleunigt, mit dem die Opfer des Völkermords identifiziert und ihren Familien zur angemessenen Bestattung zurückgegeben werden können.
Ebenso wichtig waren die psychologischen und sozialen Dimensionen der Kampagne. Für die jesidische Gemeinschaft, die noch immer tief unter den Gräueltaten von 2014 leidet, bot die Initiative ein greifbares Gefühl des Fortschritts in ihrem langjährigen Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit. Die Familien drückten ihre aufrichtige Dankbarkeit für die Möglichkeit aus, direkt am Identifizierungsprozess teilzunehmen. Für viele war die Abgabe einer Blutprobe nicht nur ein verfahrenstechnischer Schritt, sondern ein symbolischer Akt der Erinnerung, der Verantwortung und der Hoffnung. So konnten sie ihre vermissten Angehörigen ehren und gleichzeitig zu den gemeinsamen Bemühungen beitragen, die Erinnerung zu bewahren und die Würde wiederherzustellen. Aufgrund dieser sensiblen Komponente war während der Probenentnahme ein ausgebildeter Psychotherapeut sowie geschultes Personal von NI für psychosoziale Unterstützung anwesend.