Stellungnahme von Nadia’s Initiative zur Zwangsabschiebung einer jesidischen Familie aus Deutschland
Nadia’s Initiative ist zutiefst beunruhigt über die kürzliche Zwangsabschiebung einer jesidischen Familie aus Deutschland in den Irak – eine Maßnahme, die trotz eines gültigen Gerichtsbeschlusses zur Aussetzung der Abschiebung vollzogen wurde. Das Verwaltungsgericht Potsdam hatte eine bindende Entscheidung getroffen (VG 16 L 845/25.A), in der der aufschiebenden Wirkung der Asylklage der Familie stattgegeben wurde. Dabei wurden erhebliche rechtliche Zweifel an der Abschiebung festgestellt und eindeutig entschieden, dass die Familie nicht abgeschoben werden darf. Dennoch führten die deutschen Behörden die Abschiebung in Missachtung dieses Gerichtsbeschlusses durch.
Die Familie – bestehend aus zwei Elternteilen und vier kleinen Kindern – lebte seit Jahren in Deutschland. Die Kinder waren schulisch eingebunden und vollständig in ihre Gemeinschaft integriert. Diese Abschiebung hat die Familie schwer getroffen und ihr grundlegendes Gefühl von Sicherheit und Zugehörigkeit zerstört.
Wir sind besonders besorgt darüber, dass es sich bei diesem Fall nicht um einen Einzelfall handelt. Auch andere jesidische Familien in Deutschland haben Abschiebungsbescheide erhalten und leben nun in ständiger Angst vor einer zwangsweisen Rückführung in eine Region, die weiterhin unter den Folgen von Völkermord, Vertreibung und fehlender konkreter Unterstützung durch die irakische Regierung leidet.
Im Jahr 2023 hat der Deutsche Bundestag die vom IS an den Jesiden verübten Gräueltaten offiziell als Völkermord anerkannt. Deutschland hat zudem eine führende Rolle bei der Aufnahme jesidischer Überlebender sowie bei der Dokumentation und der Förderung von Gerechtigkeit und Rechenschaft übernommen. Wir fordern die deutsche Regierung eindringlich auf, diesem Bekenntnis auch in der Praxis gerecht zu werden – indem sie Abschiebungen von Jesiden stoppt und sicherstellt, dass Überlebende und ihre Familien geschützt werden – nicht erneut traumatisiert.
Nadia’s Initiative fordert:
Eine sofortige Überprüfung dieses Falls und die sichere Rückführung der abgeschobenen Familie nach Deutschland.
Ein Moratorium für Abschiebungen von Jesiden und Jesidinnen in den Irak.
Jesiden verdienen Sicherheit, Würde und Gerechtigkeit – nicht die Bedrohung einer erzwungenen Rückkehr in die Verhältnisse, vor denen sie geflohen sind.
Für Medienanfragen oder weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
press@nadiasinitiative.org
******************
English:
Statement from Nadia’s Initiative on the Forced Deportation of a Yazidi Family from Germany
Nadia’s Initiative is deeply alarmed by the recent forced deportation of a Yazidi family from Germany to Iraq, which was carried out despite an active court order halting their removal. The Potsdam Administrative Court had issued a binding decision (VG 16 L 845/25.A) granting suspensive effect to the family’s asylum appeal, recognizing serious legal doubts about the deportation and ruling that the family must not be removed. Nevertheless, German authorities proceeded with the deportation in violation of this order.
The family—two parents and four young children—had lived in Germany for years. The children were enrolled in school and fully integrated into their community. This deportation has devastated the family and undermined their basic sense of safety and belonging.
We are especially concerned that this case is not an isolated incident. Other Yazidi families in Germany have also received deportation notices, and many now live in constant fear of forced return to a region still grappling with the aftermath of genocide, displacement, and lack of tangible support from the Iraqi government.
In 2023, the German Bundestag formally recognized the atrocities committed by ISIS against the Yazidis as genocide. Germany has also shown leadership in resettling Yazidi survivors and supporting documentation and accountability efforts. We urge the German government to uphold this commitment in practice by halting the deportation of Yazidis and ensuring that survivors and their families are protected—not retraumatized.
Nadia’s Initiative calls for:
· An immediate review of this case and the safe return of the deported family to Germany.
· A moratorium on deportations of Yazidis to Iraq.
Yazidis deserve safety, dignity, and justice—not the threat of forced return to the conditions they once fled.
For media inquiries or further information, please contact:
press@nadiasinitiative.org